Das Harzer Rote Höhenvieh, auch einfach Harzer Rotvieh genannt, gehört zu den ältesten einfarbig roten Rinderrassen Deutschlands. Einst dreinutzungsfähig für Milch, Fleisch und Zugkraft, prägt es heute als ökologisches Landschaftsrind und regionaler Qualitätslieferant die Bergwiesen des Harzes – einschließlich rund um Wildemann. Besonders sichtbar wird das beim jährlichen Viehaustrieb, wenn festlich geschmückte Tiere durchs Dorf ziehen und tausende Besucher begeistern.
Aus keltisch-germanischen Landrindern entwickelt sich im Harz ein robuster, dreinutzungsfähiger Rindtyp – ideal für Milch, Fleisch und Arbeit in Mittelgebirgslagen.
Das Harzer Rotvieh wird zur typischen Bauernhofrasse. Kühe wandern täglich mehrere Kilometer zu den Hochweiden und sichern das Überleben vieler Familien.
Wirtschaftlichere Rassen wie Angler- und Dänisches Rotvieh werden eingekreuzt. Der ursprüngliche Genpool wird stark verdrängt – die Population schrumpft drastisch.
Der letzte reinrassige Harzer Bulle stirbt. Das ursprüngliche Harzer Rotvieh gilt als ausgestorben – nur wenige verwandte Tiere überleben außerhalb der Region.
Engagierte Züchter beginnen, verbliebene Restbestände unter dem Namen „Rotes Höhenvieh“ zu erfassen und gezielt zu vermehren – auch mit Harzer Genlinien.
Mit nur rund 10 Bullen und 377 Kühen zählt das Harzer Rote Höhenvieh zu den am stärksten gefährdeten Nutztierrassen Deutschlands. Es wird in die „Rote Liste“ aufgenommen.
Erste Herden kehren in ihre Ursprungsregion zurück. Projekte wie der Brockenbauer zeigen: Das Höhenvieh hat eine Zukunft – regional, nachhaltig und wirtschaftlich.
Das Harzer Rote Höhenvieh ist als Symbol regionaler Identität wieder präsent. Es beweidet Harzer Wiesen, liefert hochwertiges Fleisch und bewahrt landwirtschaftliches Erbe.
Der Viehaustrieb in Wildemann ist eines der lebendigsten Brauchtumsfeste im Oberharz und findet jährlich am Pfingstsonntag statt. Bereits am frühen Morgen wird das Dorf von Peitschenknallern und den Hirtensignalen geweckt – ein uralter Brauch, der den Austrieb der festlich geschmückten Kuhherde, liebevoll auch „Damenkapelle“ genannt, ankündigt. Morgens beginnt der Umzug durch das malerische Bergdorf: Vorneweg schreiten Harzer Hirten in historischer Kleidung, Kiepenfrauen, Blasmusikgruppen und Vereinsabordnungen. Die Kühe sind mit Blumenkränzen geschmückt und werden stolz durch die Hauptstraße geführt – angeleitet von Bauer Herberger und seiner Frau, die den Austrieb seit vielen Jahren mit Herzblut organisieren.
Die Veranstaltung zieht inzwischen regelmäßig rund 3.000 Besucher an und gilt als echtes Familienfest mit Musik, Brauchtum und regionaler Küche. Im Anschluss an den Umzug wird auf dem idyllisch gelegenen Bergbauernhof „Klein Tirol“ gefeiert – mit Ernennung der städtischen Kuhhirten, traditioneller Blasmusik, Speisen aus der Region und einer stimmungsvollen Kuhball-Party am Abend. Der Viehaustrieb verbindet auf einzigartige Weise altes Harzer Landleben mit einem modernen, authentischen Dorffest und trägt maßgeblich zur kulturellen Identität Wildemanns bei – ganz im Zeichen des Harzer Roten Höhenviehs.
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Landschaftspflege: Ideal für extensive Beweidung – erhält Berg- und Magerrasen wie Gipskarst‑Wiesen (Quelle: provieh.de)
Aufgrund ihrer Anpassung an karges Futter entfällt Kraftfutter – wirtschaftlich und ökologisch vorteilhaft (Quelle: provieh.de)
Qualität: Fleisch ist kurzfaserig, mager, geschätzt; Milch etwa 3,45 % Protein, 4,25 % Fett
Um 1996 etwa 360 Kühe im Herdbuch, Tiefpunkt rund 1997 mit 377 Kühen und 10 Bullen (Quelle: wikipedia.de)
Dank engagierter Züchter (z. B. Familie Thielecke, Forst-Farm, Bauer Beuse u.v.m.) stieg der Bestand bis heute auf ca. 600 Mutterkühe (Quelle: brockenbauer.de)
1984 Neuaufnahme der Rasse in den Sammelbegriff „Rotes Höhenvieh“, um Vielfalt zu erhalten (Quelle: wikipedia.de)